01.03.2023 - David Stahmann - 22 Kommentare
Als Finanz- und Vergleichsportal ist es unsere primäre Mission, unseren Nutzern umfassende Informationen und Möglichkeiten bereitzustellen, was das Thema Geldanlage betrifft. Das geschieht vor allem in Form verschiedener Vergleiche, dem Aufbereiten von Erfahrungsberichten sowie regelmäßige Kolumnen mit diversen Gedankenergüssen aus unserer Redaktion. In letzterem Format haben wir in der Vergangenheit zuweilen zwischen den Zeilen aber auch schon durchklingen lassen, dass Geld und Kapitalanlagen aus unserer Sicht am Ende immer nur Mittel zum Zweck sind. Man solle aber als selbstverwaltender Kleinanleger nicht (allzu) viel Lebenszeit auf eine „maximal diversifizierte Durchoptimierung des Portfolios bis auf die dritte theoretische Nachkommastelle“ verschwenden, da diese in der Praxis ohnehin nicht auf Dauer erreichbar ist und im schlimmsten Fall in einen Endlosstrudel von Arbeit und Tunnelblick führt.
Das möchte wir nach nun drei Pandemiejahren sowie dem sich unmittelbar anschließenden, nun schon ein Jahr andauernden Überfall Russlands auf die Ukraine noch einmal deutlich aufgreifen. Die vergangenen vier Jahre waren für uns als Gesellschaft und den Einzelnen nicht nur aus monetärer Hinsicht ziemlich anstrengend und auch die aktuelle Situation mit hohen Inflationsraten und deutlich volatileren Kapitalmärkten ist allein aus finanzieller Hinsicht schon nicht einfach. Dennoch möchten wir (erneut) ganz bewusst daran erinnern, darüber nicht den ganzheitlichen „persönlichen Reichtum“ als Hauptziel aus den Augen zu verlieren, der sich für uns aus fünf verschiedenen, nachfolgenden Teilfacetten zusammensetzt. Die Reihenfolge ist übrigen kein Indikator für eine vermeintliche Wichtigkeit oder Priorisierung, sondern reinzufällig. Zudem sind die einzelnen Komponenten natürlich nicht strikt voneinander getrennt, sondern hängen eng zusammen, besitzen verschiedenste Wechselwirkungen und bedingen sich zum Teil einander. Und auch wenn sich im Lauf des eigenen Lebens die Prioritäten oder Verfügbarkeiten dieser Reichtumsfacetten doch immer wieder mal verschieben – am Ende sollte man schauen, dass kein Teil insgesamt zu kurz gekommen ist.
Finanzieller Reichtum
Wenig überraschend gehört eine Mindestausstattung an finanziellen Mitteln zum Bestreiten von individuellen Grund- und Sozialbedürfnissen sowie zur Selbstverwirklichung dazu. Das passiert idealerweise in Form von guten Arbeitseinkommen oder alternativen Mittelzuflüssen sowie darauf basierend dem Aufbau eines persönlichen Vermögensstocks für schlechtere Zeiten oder als Grundlage für schöne, selbstbestimmtere Lebensabschnitte.
Zeitlicher Reichtum
Hiermit ist vor allem gemeint, sich ausreichend (Frei-)Zeit für sich selbst, seine Hobbys und andere persönliche Interessen zu nehmen. Also sich selbst Phasen der zeitlichen Selbstbestimmung einzuräumen. Ob 15 Minuten Pause während der Arbeit für einen Spaziergang draußen an der Sonne, zwei Stunden am Feierabend für eine Kickerrunde mit dem Fußballverein oder den kompletten Samstag für einen entspannten Tagesausflug mit der Familie. Genauso legitim ist es auch, mal „nur“ an sich selbst zu denken und sich in die persönliche „Höhle“ zurückzuziehen mit einem guten Buch, Podcast oder Videospiel, um die eigene Batterie wieder aufzuladen. Daran ist nichts „egoistisch“!
Sozialer Reichtum
Egal, wie introvertiert oder einsiedlerisch eine Person sein mag und sich dabei ganz objektiv wohlfühlt – der Mensch ist und bleibt ein Gruppenwesen. Diese „zugehörige“ Gruppe mag dabei vielleicht sehr klein, sehr speziell oder geographisch sehr zerstreut sein – aber sie ist da. Und nichts haben die meisten Leute auf dem Sterbebett mehr bereut als sich im Nachhinein zu wenig (echte) Zeit für Freunde, Familie, Verwandten und andere nahestehenden Personen genommen zu haben. Daher: Pflegen Sie diese Verbindungen. Seien Sie auch darüber hinaus ein angenehmer Mensch, der von anderen, fremden Personen als sympathisch und freundlich wahrgenommen wird, ob auf Arbeit, beim Einkaufen, in Ihrer Nachbarschaft oder im sonstigen öffentlichen Raum. Auch kleinste Zeichen der Wertschätzung und des allgemeinen Respekts können eine immense positive Wirkung auf eine völlig fremde Person haben.
Körperlicher Reichtum
Achten Sie auf Ihre allgemeine Gesundheit. Versuchen Sie, sich grundsätzlich ausgewogen und gesund zu ernähren. Hierbei spricht auch explizit nichts gegen das gelegentliche Stück Schokolade, den vereinzelten Griff in eine Tüte Kartoffelchips oder den zuweilen Rückgriff auf Fastfood. Sie sollen und dürfen das Leben auch kulinarisch bewusst genießen. Aber wenn Sie das möglichst lange ohne Einschränkungen oder negative Konsequenzen in Ihrem Leben können wollen, sollte die dafür benötigte körperliche Grundlage über die Jahre auch erhalten werden. Idealerweise vermeiden Sie dabei ganz oder ein Übermaß an eher schädlichen Dingen wie Zigaretten oder (harten) Alkohol. Damit verbunden sollten Sie sich auch regelmäßig Zeit für sportliche Aktivitäten nehmen, sodass ein guter Zustand an körperlicher Fitness gewährleistet wird (Kraft, Ausdauer, Geschwindigkeit, Beweglichkeit und Koordination). Denn was nützt ein langes Leben oder alle Freizeit, wenn Sie zunehmend an Ihr Zuhause oder sogar an Ihr Bett gefesselt sind, weil der Körper aufgrund jahrelanger „schlechter Wartung“ einfach nicht mehr kann?
Geistiger Reichtum
Genauso wichtig wie die körperliche Gesundheit ist auch der geistige Zustand. Geben Sie Ihrem Gehirn und Ihren Gedanken einerseits regelmäßig die Ruhe und Zeit, sich auszuruhen bzw. fließen zu lassen. Das kann etwa in Form von Yoga, dem schweigsamen Spaziergang, einem Mittagsnickerchen oder dem schlichten ungezielten Beobachten des Marktplatzes aus dem Café heraus geschehen. Aber bleiben Sie neugierig im Leben und setzen Sie sich und damit Ihr Gehirn immer wieder mal neuen Situationen aus. Egal, ob durch das Lesen verschiedenster Literatur, das Lernen von neuen Hobbys und Fähigkeiten (privat wie auch beruflich) oder auch das Eintauchen in fremde Regionen, Kulturen und Situationen. Auf diese Weise erhöhen Sie die Chance, sich bis ins hohe Alter eine gute mentale Agilität zu bewahren, sodass Sie weiterhin vollumfänglich und selbstbestimmt am Leben teilhaben können.
Haben Sie Fragen zu diesem Artikel? Was finden Sie besonders gut, was vielleicht eher schlecht? Was sollten wir besser machen? Schreiben Sie uns an dieser Stelle gern Ihre Meinung. Wir freuen uns stets über Ihr Feedback.
Hallo Markus010904,
lieben Dank für deinen kritischen Kommentar. Da deine Rückmeldung ähnlich zum Feedback von "Spooky78" und "Gerhard" weiter unten ist, würde ich auf unsere Antworten bei diesen beiden verweisen.
Ansonsten völlig richtig: Wer Ratschläge fürs umfassende Leben sucht, sollte diese selbstverständlich nicht bei uns suchen - da hätten wir sonst u. a. beim Thema SEO ansonsten irgendetwas falsch gemacht :) Unsere Artikel drehen sich nach wie vor primär ums Finanzielle. Mal im engeren, mal im weiteren Sinne...
Herzliche Grüße und komm gut durch die Restwoche
die KA-Redaktion
Ganz großer Artikel! Wie sagen unsere Freunde, die Ureinwohner Amerikas: "Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann. “
Ich weiß, dass immer mehr Menschen erkennen, dass das Leben mehr beinhalten muss, als dem Geld hinterherzulaufen.
"Er opfert seine Gesundheit um Geld zu verdienen.
Dann opfert er sein Geld um seine Gesundheit zurück zu bekommen.
Er ist so auf die Zukunft fixiert, daß er die Gegenwart nicht genießen kann.
Das Ergebnis ist, daß er weder die Zukunft noch die Gegenwart lebt.
Er lebt so als würde er niemals starben und er stirbt so als hätte er niemals gelebt." Dalai Lama
Es gibt auch den Spruch, dass die Wirtschaft dem Menschen dienen muss, und nicht der Mensch der Wirtschaft. Noch leben auf der Welt die meisten Menschen in unserer selbst geschaffenen Normopathie, (Vgl. H-J. Maaz), aber wie bereits gesagt, immer mehr erkennen den wahren Sinn des Lebens: Mit wenig zufrieden zu sein (Vgl. Aristoteles).
Vielen Dank für diesen tollen Artikel, der nicht ausschließlich das Geld verherrlicht, sondern aufzeigt, dass es noch andere wichtige Werte gibt, die das Leben lebenswert machen. Es kommt auf die Ausgewogenheit an. Und die bestimmt jeder für sich selber.
Aber es gilt aus den Satz: "Geld ist nicht alles. Aber ohne Geld ist alles nichts!"
Da mein heutiger Beitrag nicht berücksichtigt wurde, wird es auch keinen neuen mehr geben. Dieser Zeitaufwand war umsonst!
Hallo Egon,
wir verstehen leider nicht ganz genau, was du sagen willst. Deine beiden Kommentare (hier und weiter unten) sind beide da. Haben wir da etwas übersehen?
Herzliche Grüße und komm gut durch die restliche Woche
die KA-Redaktion
Lassen Sie sich bitte nicht entmutigen von den Geldgierigen!
Geld ist das dem Menschen entfremdete Wesen seiner Arbeit und seines Daseins, und dieses fremde Wesen beherrscht ihn, und er betet es an.
(Karl Marx)
Dieser schöne Text hat das Potential die gesamte Lebensratgeberindustie zum Einsturz zu bringen. Und das ganz ohne „Mindset“ Missbrauch. Man stelle sich einmal vor, keine Literaturberge oder teure Seminare. Nur ein einzelnes Blatt Papier. Der wirtschaftliche Schaden wäre enorm.
Liebe Grüße
Sehr geehrter Herr Stahmann,
100-prozentige Zustimmung zu Ihren Ausführungen! Besonders anregend finde ich, dass Sie auch für die nicht finanziellen Aspekte den Begriff Reichtum verwenden.
Dem Artikel kann ich in allen Punkten zustimmen, nur die Gesundheit ist für mich persönlich noch wichtiger. Denn für alles Geld der Welt kann man sich seine Gesundheit nicht erkaufen, aber viel dafür tun, um sie zu erhalten. Daher ist Geld nicht alles, macht aber glücklich, wenn man welches besitzt.
@Egon
Viele, auch hier aus dem Portal, haben leider noch immer nicht begriffen, dass alles was im Leben wirklich wichtig ist, man selbst mit extrem viel Geld nicht kaufen kann. Die Gesundheit ist eines davon - oder kann man etwa mit extrem viel Geld Alzheimer oder CMS heilen? Man kann zwar Sex kaufen - aber keine wirkliche Liebe. Man kann Kumpane und falsche Freunde kaufen, aber kein echten wirklichen Freunde. Und so weiter. Aber lasst Euch davon Euer Vergnügen bei der Jagd nach noch mehr Mammon nicht verderben und bestimmt gibt es bei nächsten mal wieder ein informatives Geldvermehrungs-Fachthema. Bei real mehr als 12% Inflation ist das auch notwendig.
Die monatliche Kolumne ist mir in letzter Zeit etwas zu "philosophisch" und zu wenig konkret. Das Thema "Geldanlage" sollte m.E. wieder mehr im Vordergrund stehen. Meine Lebensweisheiten suche ich mir woanders. Außerdem gibt es schließlich genügend Finanzthemen, die man aktuell kritisch beleuchten könnte, z.B. die Rolle der vermeintlich günstigen Handelsplattformen Tradegate, Gettex oder Lang & Schwarz, die derzeit ungewöhnliche Zinskurve (mittelfristig höhere Zinsen als langfristig), die wechselhafte Erfolgsbilanz der diversen Robo-Advisor-Anbieter oder die Chancen und Risiken der verschiedenen Beteiligungsmodelle im Rahmen der Energiewende. Das alles würde mich an dieser Stelle jedenfalls mehr interessieren als die o.g. Fitness- und Achtsamkeits-Tipps.
Hallo Spooky78,
lieben Dank für deinen kritischen Kommentar. Das ist völlig ok, wenn dir einige der vergangenen Artikel nicht gefallen - unterschiedliche Geschmäcker eben :)
Vielen Dank auch für deine Themenvorschläge, die alle an sich auch gut sind. Aber fast alle davon werden bereits seit Langem auf verschiedensten anderen, frei zugänglichen Blogs, Videos und sonstigen Medien rauf und runter besprochen. Da fühlt sich zuweilen etwas redundant für uns an, dasselbe nun zum 50. Mal, nur eben mit anderen Worten zu schreiben.
Aber vielleicht ist das ja doch an manchen Stellen hier gewollt von unserer Leserschaft. Danke also nochmal für deinen Input - wir werden das in unserer Redaktion künftig wieder punktuell mehr berücksichtigen bei der Themenauswahl.
Herzliche Grüße und komm gut durch die Restwoche
David
Hallo Hr. Stahmann,
es ist zwar richtig dass man vieles auch auf zig anderen Blogs, Videos, Podcast etc. sehen/hören kann.
Aber ich z.B. beschränke mich auf sehr wenige Quellen, die ich aber dafür intensiv lese. Insofern ist ihr Verweis auf andere Stellen nicht zielführend.
Ich habe weder die Lust noch die Zeit das Internet nach Infos "abzugrasen".
Da gehe ich lieber wandern/radfahren.
Insofern wäre eine Besinnung auf das ursprüngliche Ansinnen nämlich "Kritische Anleger" wünschenswert.
Danke.
Morgenmond
Aha, jetzt bekommt man von einem Finanz-Vergleichsportal schon praktische Lebenshilfe! Nichts vom Gesagten ist verkehrt, aber es kommt schon ein bissl oberlehrerhaft bei mir an. Kann ich mich künftig z.B. auch bei Beziehungskrisen oder in depressiven Phasen an die Kritischen Anleger wenden?
Nichts gegen einen erweiterten Blick auf das Wort "Reichtum", aber andererseits kommt mir der Spruch in den Sinn: "Schuster, bleib bei deinem Leisten!"
Alle haben Recht!
Unter „kritische …“ verstehe ich auch Aspekte, die nicht nur auf Rendite abzielen.
Also weiter so, aber übertreibt es nicht ????
Hallo Gerhard,
lieben Dank für deinen kritischen Kommentar. "Oberlehrerhaft" ist natürlich weder unser Ziel noch Intention. Ich hatte vielmehr nach bestem Wissen und Gewissen versucht, sachlich rüberzukommen.
Und auch wenn das richtigerweise kein rein "finanzieller" Artikel ist, bleiben wir unserer Meinung nach jedoch immer stets in der Nähe davon. Denn zu guter "finanzieller Rendite" gehört unserer Ansicht nach auch, die Früchte der oft jahrelangen Arbeit, die man in Geldanlage steckt, genießen zu können. Das geht halt aber auch nur, wenn man geistig und körperlich fit bleibt, die nötige (Frei-)Zeit dafür hat und Leute hat, mit denen man diese Zeit oder Erfahrungen teilen kann.
Vielleicht ist ja ja künftig wieder ein Artikel von uns dabei, der Dir mehr zusagt. Wir bemühen uns :)
Ansonsten darfst du dich natürlich sehr gerne an uns wenden bei z. B. einer Beziehungskrise. Das ist ja schließlich ein freies Land, wo du frei in deinem Handeln bist. Aber wir würden dir in dem Fall dann nicht helfen können (da wir eben keine dafür geeigneten Fachleute sind) und das so auch direkt mitteilen müssen.
Herzliche Grüße und komm gut durch die restliche Woche
David
Dieser Artikel beschreibt genau das, was ein erfülltes Leben ausmacht.
Geld allein ist es nicht, aber schön , wenn doch etwas davonda ist!
Herzlichen Dank für diesen Beitrag
Gratulation! Wi(e)der mal der Dativ, wo er nicht hingehört ... Wider = Gegen: Schwimmt man nun gegen DEM Strom? Sorry, aber da bin ich nicht einverstanden!
Trotzdem: Freundliche Grüße!
Peter
Vielen lieben Dank für den Hinweis und sehr berechtigten Einwand. Das war tatsächlich ein Fehler von mir.
Bleiben Sie weiter kritisch (auch uns gegenüber) und kommen Sie gut durch die restliche Woche :)
Herzliche Grüße
D. Stahmann
Ich finde auch, dass die Leitartikel hier wieder stärker richtig Finanzmärkte und Anlagen gehen sollte. Ratschläge fürs Leben suche ich nicht bei Kritische Anleger
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