01.02.2023 - David Stahmann - 8 Kommentare
Seit vielen Jahren werden ETFs oder auch Indexfonds als derzeit einfachste und langfristig sicherste Option für Durchschnittsanleger genannt, die am Aktienmarkt teilnehmen und dabei so wenig Aufwand wie möglich haben wollen. Auch wir von Kritische Anleger halten dieses Anlagevehikel für eine allgemein schöne Sache und empfehlen dieses daher grundsätzlich sehr gerne weiter. Allerdings weisen wir zuweilen auch immer wieder darauf hin, dass ETFs dennoch kein Wundermittel oder das Ende der (finanziellen) Fahnenstange sind. Letzten Endes sind sie auch „nur“ ein mögliches Anlagekonstrukt, deren jeweiliger Erfolg (oder Scheitern) von der konkreten Ausgestaltung, dem Inhalt sowie nicht zuletzt der persönlichen Handhabung durch den investierten Anleger abhängig sind. Sprich: Es kann in manchen Fällen z. B. vorkommen, dass ein vermeintlich „sicherer“ ETF dies im Vergleich zu einer Einzelaktie gar nicht ist. Etwa weil der zugrundeliegende Index zwar eine Reduzierung des Einzelaktienrisikos vornimmt, die Auswahl der enthaltenen Unternehmen aber so suboptimal erfolgt, dass dafür andere Risiken überproportional steigen, bspw. das Sektoren- oder geografische Risiko.
Ein Beispiel: Es gibt nicht wenige (Klein-)Anleger, die neben den „Brot-und-Butter-ETFs“ (World, Emerging Markets, All Country World) sich aus unterschiedlicher Motivation heraus noch zusätzliche Elemente ins Aktienportfolio packen. Meist sind das etwa Spezialthemen-ETFs oder Einzelaktien im Rahmen der sogenannten Core-Satellite-Strategie. Ein Anlagethema, das in diesem Rahmen immer wieder auftaucht, ist der afrikanische Kontinent, insbesondere der Teil südlich der Sahara. Die vermeintliche, nicht völlig abwegige Idee dahinter: Trotz aller Probleme böte der Kontinent dank Rohstoffreichtum, junger Bevölkerung, wachsendem Mittelstand und zunehmender Technologisierung langfristig eine tolle Wachstumschance. An der partizipiere man zwar natürlich bereits indirekt insofern, dass Unternehmen aus den USA oder Europa wie Microsoft oder Siemens dort auch Geschäfte machen und automatisch beim dortigen Geschäft mitwachsen. Aber mancher möchte lieber zusätzlich direkt in „echte“ afrikanische Unternehmen investieren.
Da die meistens von uns wohl eher wenig Ahnung vom afrikanischen Markt und dessen einheimischen Unternehmen haben, scheint eine Fondslösung die vermeintlich beste Option zu sein. Hier wiederum aus Kosten- und damit verbunden Performancegründen lieber einen ETF anstelle eines aktiven Fonds. Das Problem: Gebe ich beim ETF-Portal extraETF den entsprechenden Suchfilter ein, erscheinen lediglich drei verfügbare ETFs. Schaue ich mir denn jeweils v. a. die Branchenaufteilung an, sehe ich bei jedem das mehr oder weniger gleiche Problem: Bei allen drei ETFs machen der Finanzsektor sowie der Rohstoffsektor zusammengenommen jeweils ca. 55-65 Prozent der Fonds aus. Ausgerechnet die zwei Sektoren, die erfahrungsgemäß mit am stärksten schwanken, extrem von der gesamten (Welt-)Wirtschaft abhängig und oft überproportional stark politisch zugunsten Einzelner getrieben und „gesteuert“ sind, entscheiden über Wohl und Wehe der ETFs. Für mich persönlich würden alle drei ETF daher unter „Schöne Idee, aber schlecht umgesetzt“ fallen.
Möglicherweise muss ich als interessierter Anleger in so einem Fall mit dem Gedanken spielen, dass eine oder mehrere Einzelaktien vom Gesamtrisiko her die bessere Alternative sein könnten. Zwei konkrete Beispiele für solche afrikanischen „Pure-Players“ (die explizit KEINE Anlage-, Kauf-, Rechts-, Risiko- oder sonstige -beratung geschweige denn -empfehlung sind!):
Die zwei genannten Unternehmen sind wie gesagt nur Beispiele, um grob den allgemeinen möglichen Gedankengang zu veranschaulichen. Ob man oder frau diesen am Ende teilt oder nicht, ggf. auch mit genauerem Blick auf die bisherige Unternehmens-, Kurs-sowie Dividendenentwicklung, muss jeder für sich selbst wissen. Aber ich hoffe, die grundsätzlichen Botschaften, die ich Ihnen mitgeben möchte, sind klar geworden:
Haben Sie Fragen zu diesem Artikel? Was finden Sie besonders gut, was vielleicht eher schlecht? Was sollten wir besser machen? Schreiben Sie uns an dieser Stelle gern Ihre Meinung. Wir freuen uns stets über Ihr Feedback.
Topic: Afrika & Co. = aktives Management (mit Discount) nutzenSchön geschriebener Artikel mit wichtigen Punkten und guten Anlageideen. Afrika ist definitiv ein Markt mit großen Wachstumspotentialen, aber eben auch einem massivem Informationsdefizit. In solchen Märkten würde ich deshalb bei Einzelaktien sehr vorsichtig sein. ETF sind definitiv die falsche Wahl, zumindest in engen Märkten (Einsatz von Surrogaten) oder hoher Volatilität bei einem tendenziellen Seitwärtstrend (wie aktuell). Das für ETF optimale Sediment der fallenden Zinsen und steigenden Geldmenge, wie in den letzten 10 Jahren, ist leider Geschichte. Heute würde ich auf aktiv gemangte Fonds mit einem lokalem Management oder großer Expertise in dem jeweiligen Markt setzen. Finden kann man diese Fonds z.B. unter fondsweb.com (nach Region suchen). In Kombination mit dem Rentablo Cashback kann jeder dann die Kosten des aktiven Fonds in Richtung ETF drücken, denn Rentablo verzichtet auf Ausgabeaufschläge und gibt die internen Provisionen an den Anleger zurück (Cashback). So gibt es zum Beispiel beim Robeco Afrika Fonds (NL0006238131) 0,87% Cashback p.a. - in 10 Jahren somit 8,7% weniger Kosten und mehr Rendite. Insofern auch einen Blick auf die Anlageklasse der "aktiven" Fonds werfen, denn "Totgesagte leben länger" ;-)! In diesem Sinne wünsche ich allen maximale Ergebnisse und gute Entscheidungen!Mit rentablen Grüßen von der Spree,André von rentablo.de
Darf hier jetzt etwa jeder Werbung für sich und seine Produkte machen?
Nö, wer hier Blödsinn postet, wird schlichtweg nicht veröffentlicht. Du siehst hier nur, was durch unser Filter durchgegangen ist ... Man mag über Rentablo denken, was man will, aber der Kommentar passt inhaltlich zum Artikel und der Ansatz von Rentablo geht in Ordnung ... Verlinkungen machen wir so oder so für keine externen Beiträge ... klar, das ist ein Balanceakt, aber für uns passt das so ...
Auf der Dresdner Börsen esse vor 14 Tagen kam in mehreren Vorträgen sowie an den Infoständen die Aussage: "Die Zeit der bequemen, sorgenfreien ETF ist vorbei". Und das ist meiner Meinung nach auch gut so. Vielmehr werden zukünftige Anlagekonzepte wieder eine grosse Rolle spielen. Die Märkte geben es her, auch der Zinsmarkt. Und eine "Bereinigung" des Marktes von Anlegern die im Grunde nichts an der Börse verloren haben würde sicherlich den Märkten und dem Vertrauen in diese mehr als gut tun.
Mit Verlaub, das ist substanzloses Geschwätz. Warum sollte die Zeit der (vermeintlich) "bequemen, sorgenfreie ETF" vorbei sein? Und falls dem tatsächlich zu wäre, warum und für wen sollte das gut sein? Was sind denn auch bitte "zukünftige Anlagekonzepte" und wo bzw. für wen sollen die eine große Rolle spielen? Und wieso sollte es eine Bereinigung des Marktes von Anlegern geben? Eine Bereinigung von Anbietern, nämlich von dubiosen oder schlecht aufgestellten (z.B. manche Fintech Start-Ups), könnte ich ja noch nachvollziehen, aber die Zahl der Anleger sollte doch nach allgemeinem Verständnis eher weiter zunehmen, allein schon, um den Markt zu demokratisieren und ihn nicht nur einer gewissen "Elite" zu überlassen. DAS würde auch das Vertrauen in die Märkte stärken.
Und noch eine Anmerkung: Natürlich wird auf "Börsenmessen" und ähnlichen Veranstaltungen für Kleinanleger regelmäßig gegen ETF gewettert. Die machen nämlich den dort vertretenen Börsenhändlern, Fondsgesellschaften und sonstigen Anlage-Vehikel-Promotern das Geschäft kaputt. Hier gilt das Motto: "Wer den Sumpf trockenlegen will, braucht nicht die Frösche fragen."
Danke für den Artikel! Und witzig - ich hatte von der „Core-Satellite-Strategie“ noch nie gehört, interessehalber den Link angeklickt, und siehe da, das ist genau das, was ich selbst auch mache (nicht mit afrikanischen, sondern mit anderen Einzelaktien für den „Spieltrieb“).
Es ist halt ein weit verbreiteter Irrtum, dass die Volkswirtschaft eines Landes mit dem Aktienmarkt des Landes korreliert.
Wer daran glaubt sollte sich doch einmal der MSCI Poland der letzten 30 Jahre ansehen und diesen mit der Entwicklung der polnischen Wirtschaft vergleichen.
In keinem Land der Welt werden pro Einwohner mehr Autos produziert wie in der Slowakei. Es gibt aber nicht eine einzige slowakische Autoaktie.
Die Schwellenländer hatten und werden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein höheres Wirtschaftswachstum haben als die Industrieländer. Das führt aber nicht zu besser performten Aktienmärkten dort. Wenn das so wäre würde ja jeder 100% in den Schwellenländern investieren.
Antwort schreiben