15.11.2019 - Finanzjoker- 6 Kommentare
Unser persönlicher Finanznarr beschert uns vorzeitig mit seinem letztem Gastbeitrag in diesem Jahr und nimmt sich hierfür einer gewissen Wissenslücke bei manchem Anleger an. Die Rede ist von ETFs, genauer gesagt der synthetisch replizierenden Spielart dieses beliebten Anlagevehikels. Denn die meisten mögen seiner Ansicht nach noch verstehen, was das in der Theorie heißt. Wie das aber in der Praxis dann aussehen kann, davon haben die meisten Anleger am Ende scheinbar keinerlei Vorstellung. Unser Finanzjoker macht sich also die Mühe, anhand ausgewählter ETFs aus seinem eigenem Portfolio beispielhaft aufzuzeigen, wovon die Rede ist.
Mmmmmh, aaaah - riechst du das auch? Dieser leichte Duft von mittlerweile verwesenden Halloween-Kürbissen in der Kombination mit dem vanillekerzengeschwängerten Duft von Spekulatius in der dritten Reihe des Supermarktes… Ja, das muss der Beginn der „besinnlichen Jahreszeit“ sein, von der so viele schwärmen. Da stecken von außen gesehen teilweise so viele Erwartungen, Hoffnungen und Wünsche drin, dass eine Enttäuschung oder zumindest Überraschung für den einen oder anderen unweigerlich ist.
Damit ist mir jetzt auch der super-elegante Einstieg in das eigentliche Thema dieses kleinen Beitrags gelungen *verlegenes Räuspern*. Denn ähnlich verhält es sich zuweilen auch bei der Geldanlage. Das betrifft nicht nur den heiligen Gral des deutschen Kleinanlegers in Form von festverzinslichen Geldanlagen wie Tages- und Festgeld sowie Giro- und Sparkonten, die in der aktuellen Niedrigzinsphase an den unrealistischen Renditeerwartungen ihrer Besitzer scheitern müssen. Das betrifft auch andere Anlageformen, wo mancher Otto oder manche Ottilie Normalanleger nicht komplett durchdrungen haben, in was genau da investiert wird. Das muss nicht immer per se (gefährliche) Konsequenzen haben. Das Wissen darüber schadet aber auch nicht.
Zufälligerweise lieferten die lieben Kollegen von den britischen Ablegern….äh nee, ich meinte, von den kritischen Anlegern in deren Geldanlage-Update vom vergangenen Oktober ein erstes Beispiel dafür: „Man sollte sich als Anleger jedoch nichts vormachen: Per Definition ist Crowdinvesting keine Direktinvestition in Immobilien, sondern in aller Regel ein Kredit an ein Unternehmen ohne greifbare Sicherheiten. Die Immobilie ist dabei nur Gegenstand der Unternehmung. Auch bei Solaranlagen, Windrädern und Startups investieren Sie nicht direkt in den der Unternehmung zugrunde liegenden Wert, sondern geben dem Unternehmen schlichtweg einen Kredit […der nicht zwingend immer unmittelbar für besagten Gegenstand der Unternehmung genutzt wird – Anm. d. Verf.]. Dieser Unterschied mag für den Laien klein erscheinen, er ist jedoch essentiell, um den Unterschied zwischen direkten Immobilieninvestments und Crowdinvesting zu verstehen.“
Diese Art von Unkenntnis taucht nach Wahrnehmung deines Jokis auch bei einer mittlerweile wesentlich beliebteren Anlageform nach wie vor auf, nämlich ETFs. Genauer gesagt, synthetisch replizierende ETFs (auch sogenannte „Swapper“), welche im Gegensatz zu physisch replizierenden ETFs eben nicht diejenigen Werte im Fonds halten, welche im zugrunde liegenden Index enthalten sind.
„Halt halt, Joki! Bitte noch einmal eine genauere, verständlichere Erklärung“. Kein Problem, einfach nochmal den hiesigen, gut lesbaren Artikel des großzügigen Finanzwesirs durchlesen. Ich warte solange…
So, an dieser Stelle kennen wir jetzt alle die Grundidee von synthetisch aufgebauten ETFs aka Swapper, deren Vor- und Nachteile und dass diese nicht schlechter oder besser als physisch replizierende ETFs sind, sondern halt nur anders. Soweit kommen (oder gehen) die meisten Privatanleger unter uns auch noch mit, wenn sich am Ende für einen solchen Swapper entschieden wird. „Allet jut, allet schick, Rendide fescht im Blick“ und so. Was mir hier aber oftmals fehlt, ist der letzte Schritt: Sich wenigstens einmal die Mühe machen, der Mündigkeit eines echten Jokerjünglings halber nachzuschauen, was sich tatsächlich im ausgewählten Fonds befindet, dessen Inhalt sich ja per definitionem vom eigentlichen Inhalt des betreffenden Indexes unterscheidet. Anlass genug für deinen Narren, das am eigenen Beispiel mal aufzuzeigen.
Kurzes Zurückspulen zum Juli 2017: Dein Joki stellt sein persönliches Portfolio vor, welches u. a. drei ETF-Sparpläne von ComStage auf die klassischen „Brot-und-Butter-Indizes“ MSCI World, Emerging Markets und Europe Stoxx 600 beinhaltet sowie einen Sparplan für einen Branchen-ETF zum Thema „Wasser“. Der Clou: Alle vier ausgewählten Fonds sind Swapper. Werfen wir also mal einen genaueren Blick auf den größten, welcher den MSCI World verfolgt:
Hier finden wir u. a. auch das entsprechende „Factsheet“ zum Runterladen, also das Dokument mit den wesentlichsten Informationen zu (m)einem ETF und insbesondere dessen zugrundeliegenden Index auf meist ein bis zwei Seiten zusammengefasst. In unserem Fall also z. B.:
Die Quizfrage: Wie sieht es nun tatsächlich in meinem besagten Swap-ETF dazu aus? Die Antwort findet der gewandte Anleger im druckfrischen, stolze 485 Seiten starken Jahresbericht von ComStage (Stand: 30. Juni 2019), wenn er einmal schnell auf die PDF-Seite 135 runterscrollt. An dieser Stelle auch ggf. Heilcreme für dadurch entstehende Handsehnenscheidenentzündungen bereithalten. Was sehen wir?
Die (wenig überraschende) Erkenntnis: Die Abweichungen zwischen dem Inhalt eines Index und dem eines sich darauf beziehenden ETFs können größer sein, als man denkt. Aber wer den Joki mittlerweile gut kennt, weiß natürlich, dass das noch gar nichts war. Denn noch schärfer sieht es bei einer solchen Gegenüberstellung eines anderen gängigen ETF im Finanzjoker-Portfolio aus: Dem ComStage MSCI Emerging Markets UCITS ETF für die Schwellenländer. Bei der Beschreibung des Indexes im Factsheet heißt es zum Beispiel:
So weit, so gut. Aber auch hier: Wie sieht es im Fonds selbst aus? Wir nehmen wieder denselben Jahresbericht von ComStage wie beim World oben, müssen allerdings noch weiter runterscrollen zur PDF-Seite 286. Wir finden eine erstaunlich übersichtliche Seite, welcher zufolge…
Mein swappender ETF auf den MSCI Emerging Market hat also kurz gesagt echt null Bock auf irgendwelche Schwellenländer und ist immerhin so ehrlich, es auch nicht durch die Aufnahme von ein, zwei Alibi-Unternehmen aus entsprechenden Ländern zu beschönigen (im Gegensatz zu meinem MSCI-World-ETF mit einer nichtamerikanischen Firma). Ist auch alles voll ok, für solche Freiheitsgrade sind Swapper ja da. Aber witzig finde ich das ehrlich gesagt schon.
Die Kirsche auf dem Sahnehäubchen bildet das letzte Beispiel mit meinem Wasser-ETF, welcher allerdings nicht von ComStage ist, sondern von Lyxor. Die haben auf ihrer eigenen Webseite auch schöne eigene Übersichtsseiten, sodass wir uns den Umweg über justETF sparen können und stattdessen direkt zu deren Profilseite meines Fonds übergehen können, wo es z. B. über den Index heißt:
Frage an Radio Eriwan: Interessiert uns wirklich die Zusammensetzung des Indexes? Antwort: Im Prinzip ja, solange wir uns anschließend dem eigentlich viel interessanteren ETF zuwenden. Dafür brauchen wir JokerInnen diesmal zum Glück keinen Blick in den 2.443 Seiten mächtigen Jahresbericht der Lyxor-Gesellschaft zu werfen, sondern klicken einfach auf den Reiter „Fondszusammensetzung“ auf der besagten Profilseite. Hier wird schnell klar, dass der synthetische Wasserfonds eher einer Sandwüste entspricht: Keine Spur des flüssigen Goldes.
Heißt das alles nun, dass synthetische ETFs des Teufels sind und deshalb des Jokis liebster Freund? Nein, denn am Ende sollen sowohl physisch als auch synthetisch replizierende ETFs das gleiche Ziel für Anton und Anna Anleger erfüllen: Die Rendite des zugrunde liegenden Indexes garantieren. Die dafür genutzten Mittel sind bei jeder Variante lediglich etwas anders und deswegen nicht weniger seriös. Wichtiger ist eher die Frage, welche Indizes du eigentlich haben willst, welche ETFs es dazu gibt und wie die Kostenquoten aussehen (je günstiger, desto besser). Mancher ETF lässt sich sogar ausschließlich über Swapper konstruieren, z. B. bei Rohstoff-ETFs.
Wer sich am Ende dann für den ein oder anderen „fondus synthetico“ entschieden hat, sollte sich aus meiner persönlichen Sicht lediglich wenigstens einmal anschauen, was denn im jeweiligen Fonds eigentlich tatsächlich enthalten ist. Dann kauft man nämlich die sprichwörtliche „Katze im Sack“ im vollen Bewusstsein, dass da eben eine Katze drin steckt und nicht der auf der Verpackung angepriesene Hase. Kann man aber beides als Haustier halten oder als leckeres Abendgericht zubereiten…
Dein Joki
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Auch dir "Hallo" und einen wunderbaren Sonntag, lieber Flo :-) Ich würde ja gern auf deine Worte eingehen, aber tu mich etwas schwer, da mir die Grundlage fehlt. Hast du deinen Kommentar vielleicht aus Versehen meinem schmierigen Abklatsch-"Artikel" zugeordnet? Das wäre ja sehr schade, wo du doch soviel Zeit und Energie dafür aufgebracht hast. Denn deine Punkte wie "Fondsgesellschaften diskredieren", "verunsichern wollen" oder "was soll ich daraus mitnehmen" treffen ja nicht zu bzw. werden beanwortet im Text, wenn man sich diesen gelassen, unvoreingenommen und einem Schuss Lebenslockerheit durchliest. Ich freue mich auf jeden Fall sehr, dass du dich so gut auskennst, dass diese garstige Ansammlung nutzloser Wortbündel meinerseits weit unter deinem Wissensniveau ist. Dann lassen wir den Text einfach nur für diejenigen stehen, die halt noch nicht soweit sind und einfach Interesse an grundsätzlicher Weiterbildung um des schlichten Wissen willens haben. Ist eben kein elitäres Wertpapierforum hier - ich weiß, doof alles :-) Herzliche Grüße und einen guten Start in die neue Woche Dir, Dein Joki
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Nur eine ernste Bitte abseits meines Finanz-Neandertaler-Quarks oben: Zieh das Team von KA nicht in deine Kritik an mich persönlich rein. Ich bin nur externer Gastautor hier und du darfst mich gern Sch*** finden oder ich dir komplett egal sein oder gern dem Team vorschlagen, meine Kolumne wieder zu stoppen (oder schreib doch selbst eine für sie). Sei doch froh, dass das KA-Team so neutral ist, auch andere Beiträge von Minderbemittelten wie mir zuzulassen, solange es weder sträflich falsch noch sittenwidrig ist. Ein bisschen Meinungsfreiheit und Diskurs kann nie schaden. Und was für ein Glück für dich, dass dieses Pustekuchen-Portal hier deinen Kommentar auch nach vorhergehender Prüfung selbstverständlich veröffentlicht hat. Muss diesen parteiischen, intransparenten und unseriösen Zensoren versehentlich durchgerutscht sein. Da haben wir beide ja nochmal Glück gehabt, was?
Tja, wer sich den neuesten Hype-Scheiss (auch genannt: ETF) ins Depot legt, muss schon genau wissen, was er tut... ich mag meine Einzelaktien und Closed-End-Funds ganz gern.... den ein oder anderen ETF dazu gemischt, ja zugegeben, habe ich natürlich auch! :-) Aber nur absolute Standards wie S&P500 und NASDAQ-100 und physisch replizierend....
Sei gegrüßt, Herr der Unterwelt! Kann man so sehen mit dem Hype-Scheiss, wobei ETF ja seit den 70-ern existieren, das Konzept also mittlerweile fast 50 Jahre alt ist. Vielleicht Zeit für eine Midlife-Crisis?! ;-)
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Ansonsten gilt weiter wie oben im Fazit geschrieben: "[A]m Ende sollen sowohl physisch als auch synthetisch replizierende ETFs das gleiche Ziel für Anton und Anna Anleger erfüllen: Die Rendite des zugrunde liegenden Indexes garantieren. Die dafür genutzten Mittel sind bei jeder Variante lediglich etwas anders und deswegen nicht weniger seriös"
Vielen Dank für diesen gut geschriebenen Artikel.
Ich sehe das etwas anders. Sicherlich ist es richtig, dass es rein rational betrachtet egal ist, da immer der zu Grunde liegende Index abgebildet wird. Bezieht sich der Index aber auf persönliche Wertigkeiten, wie Nachhaltigkeit, alternative Energien oder auch Wasser, also Werte, die man selbst durch die Investition unterstützen möchte, so werden die eigenen Werte doch stark untergraben, wenn am Ende gar keine Werte die diesen Kategorien zugerechnet werden können im Portfolio des ETF vorhanden sind. Der eigenen Wunsch in etwas für die Zukunft positives zu investieren wird dadurch ad Absurdum geführt. Daher kann ich nur empfehlen die physische Variante zu bevorzugen, denn da steckt auf jeden Fall das Kaninchen drin, und das schmeckt sogar wesentlich besser als der Dachhase.
Gruß,
Count Zero
Auch euch meinen Gruß, Graf Zahl....äh, ich meinte natürlich Graf Null! Da freue ich mich, einen würdigen Jokerjüngling getroffen zu haben. Mit deinem Einwand hast du natürlich recht. Wer aus ethischen, nachhaltigen oder sonstigen ähnlichen Gründen schon genau das drin haben will, was der zugrunde liegende Index beinhaltet, muss konsequenterweise einen Swapper ausschließen. Man will in diesem Fall ja keine Schummelsoftware, die einem was Positives vorgaukelt - das ist immer noch meine Aufgabe :-) Herzlichen Dank für deine Ergänzung und immer weiter so, dein Joki!
Unglaublich schlechter Artikel, welcher wohl allein das Ziel hat den Leser zu verunsichern und manche Fondsgesellschaften zu diskreditieren anstatt aufzuklären indem er impliziert dass der Anleger über den Tisch gezogen wird. Was kann ich jetzt aus diesem Artikel mitnehmen? Ich dachte dieses Portal ist eine neutrale, transparente und seriöse Informationsplatform - Pustekuchen! Wieso schreiben Sie nicht einfach welchen Zweck das Trägerportfolio/Sicherungsportfolio hat und welche Konsequenzen für den ETF und für den Investor sich daraus ergeben? Wo stehen Informationen zu gesetzlich notweniger Besicherung und Überbesicherung von Swap-Partnern im Artikel, welches die Risiken minimiert. Wieso man durch Swap ETFs sogar Renditen erzielen kann die besser sind als der Benchmark? Und der Glaube dass man als Kleininvestor dem Unternehmen Eigenkapital zur Verfügung stellt indem man dessen Aktien kauft, geistert wohl immer noch durch die Landschaft. Der verlinkte Finanzwesir Artikel ist nicht nur uralt sondern zudem auch alles andere als vollständig. Stattdessen empfehle ich den Artikel im ETF Magazin 3 - 2019, S. 36ff. (siehe online bei google) durchzulesen.
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