07.03.2016 - Stefan Erlich - 0 Kommentare
Unter dem Titel "Die Geldanlage verändert sich! Ändern Sie sich mit?" ging am 01.02.2016 unser monatlicher Newsletter an etwas über 9.000 Abonnenten raus. Motivation für diesen Newsletter und die darin getätigte Bitte um Feedback waren vor allem zwei Fragen: 1. Bieten wir mit unseren Informationen etwas, das auch wirklich nachgefragt wird? Und 2., Welche Möglichkeiten haben wir, eigene Produkte und Services zu entwickeln, die so nützlich sind, dass unsere Nutzer dafür sogar bereit wären, ihre Kreditkarte zu zücken.
Zunächst aber etwas Hintergrund: Ich habe Kritische-Anleger.de Anfang 2012 mit dem Ziel gegründet, Transparenz und Ehrlichkeit (der Name verpflichtet ;-)) in den Tages- und Festgeld-Markt zu bringen. Damals waren Tagesgeldzinsen von 2,5 % und mehr noch völlig normal. Natürlich war auch die Inflation mit etwas über 2 % deutlich höher und die reale Rendite (Tagesgeldzins minus Inflation) teilweise sogar niedriger als heute. Dennoch hatte man das Gefühl, mit seinem Tagesgeldkonto noch etwas erreichen zu können. Banken brauchten tatsächlich noch Kapital und waren auch bereit, für die Vermittlung von Einlagen attraktive Provisionen zu zahlen. Es war (und ist noch immer) ein Geschäftsmodell, mit dem sich unsere kleine, aber feine Redaktion ernähren lässt.
Die Zeiten haben sich allerdings massiv geändert. Ende 2012 haben wir mit etwa 500-800 Besuchern pro Tag Umsätze generieren können, die etwa 20-30 % unter dem liegen, was wir heute bei deutlich höheren Kosten einfahren. Im Februar 2016 schauten bei uns im Durchschnitt 3.565 Besucher am Tag vorbei, was in etwa dem siebenfachen von 2012 entspricht. Gleichzeitig ist unser Umsatz aber nur um etwa 20-30 % gestiegen. Nun möchte ich mich gar nicht so sehr über die absoluten Zahlen beschweren, denn (noch) können wir unsere Frühstücksbrötchen davon bezahlen. Der Vergleich zeigt aber, wie stark sich der Markt verändert hat. Banken wie die Opel Bank, RaboDirect, PSA Direktbank und LeasePlan Bank, die uns einst attraktive Vergütungen gezahlt haben, schaffen es mittlerweile, auch ohne diese Provisionen genügend Einlagen einzusammeln. Wir listen diese Banken selbstverständlich weiter, verdienen mit ihnen aber kein Geld mehr.
Der Markt hat sich massiv verändert. Es ist erschreckend viel Liquidität vorhanden, die verzweifelt nach renditeträchtigen Anlagen sucht. Entsprechend niedrig sind die Zinsen und verzweifelt die Anleger. Angesichts von Krisen in den verschiedensten Bereichen, die Diskussion um Negativzinsen und die Abschaffung von Bargeld, verschieben sich zudem auch die Prioritäten und nachgefragten Anlageklassen. Wer Rendite verdienen MUSS, wird in risikoreichere Investments gedrängt. Wer dagegen schon genug Vermögen hat, kümmert sich mehr und mehr um die Absicherung, schließlich kann sich angesichts der Risiken und Unsicherheiten keiner den Verlust der Altersvorsorge leisten.
Wir stehen im Moment also vor der Herausforderung, nicht nur unser Geschäftsmodell neu erfinden zu müssen, sondern uns auch inhaltlich zu wandeln, weg vom reinen Tages- und Festgeld-Vergleich hin zum breiten Anlageratgeber, der alle Anlageklassen und -ziele berücksichtigt. Doch schauen wir uns zur besseren Illustration einmal die Ergebnisse der Umfrage im Einzelnen an.
Wenig überraschend bleiben die einlagengesicherten Sparprodukte wie Tages- und Festgeld am gefragtesten, haben doch die meisten Nutzer über dieses Thema zu uns gefunden. Überrascht hat uns dann aber der hohe Anteil an Nutzern, die sich für Anlageprodukte MIT Wertschwankungen interessieren (z. B. Aktien und Fonds). Unsere Annahme war, dass diejenigen, die sich für Tages- und Festgeld interessieren, eher an schwankungsfreien Anlageprodukten interessiert sind. Nicht weniger überrascht waren wir, dass Öko-Anlagen, Immobilien und spezifische Produkte zur Altersvorsorge auf so wenig Interesse stoßen.
Die Erkenntnis für uns ist, dass Tagesgeld und Festgeld weiterhin den größten Stellenwert einnehmen werden. Darüber hinaus werden wir uns aber auch verstärkt um schwankungsbehaftete Investments kümmern. Schwankungsfreie Anlagen behandeln wir mit dem Crowdinvesting-Vergleich bereits ein wenig, aber auch hier gibt es u. U. noch Potential zur Erweiterung. Ausführliche Informationen zu Depots, Girokonten, Kreditkarten, nachhaltigen Geldanlagen und Immobilien werden Sie dagegen wohl nur in Ausnahmefällen bei uns finden.
Bei den Inhalten zeigt sich ein erstaunliches Bild, interessieren sich unsere Leser doch scheinbar vor allem für unsere redaktionellen Testberichte und Einschätzungen. Erstaunlich ist das deswegen, weil unsere Statistiken eine ganz andere Sprache sprechen. So sind die am häufigsten gelesenen Seiten nicht etwa die Testberichte, sondern mit großem Abstand die Erfahrungsberichte bestehender Kunden, die laut Umfrage nur bei 56,8 % der Befragten auf Interesse stoßen.
Abzusehen war dagegen, dass konkrete Anlageempfehlungen so gut abschneiden würden. Entsprechend haben wir bereits reagiert und in der Sidebar einen eigenen Bereich mit Empfehlungen eingeführt. In gewisser Weise enttäuschend war, dass Video-Interviews mit 6,2 % nur auf wenig Interesse stoßen. In diesem Bereich werden wir uns wohl in Zukunft weniger engagieren.
Letztlich werden wir uns überlegen müssen, wie wir den Aufwand für die Erstellung und Pflege von redaktionellen Bewertungen besser managen können. Im Gegensatz zu Erfahrungsberichten machen diese relativ viel und vor allem kontinuierlich Aufwand, was langfristig nur mit einer größeren Redaktion zu schultern ist. Diese muss aber erst einmal aufgebaut werden und kostet Geld, das mit den Inhalten nur schwer zu verdienen ist, zumindest wenn man ehrlich bewerten möchte - ein Anspruch, den wir unter keinen Umständen aufgeben möchten. Eventuell bietet sich daher auch die Integration in ein mögliches Premium-Produkt an (siehe 3. Frage).
Sie können sich vorstellen, dass wir auf die Antworten zu dieser Frage besonders gespannt waren. Dass 35,1 % kein Geld für irgendetwas bezahlen wollen, war zu erwarten. Wer möchte im Internet schon Geld für Inhalte bezahlen? Ich selbst mache das nur sehr ungern. Erstaunlich war dann aber, dass 31,5 % ihre Kreditkarte für die Möglichkeit zücken würden, mit einem Honorarberater zu sprechen, ohne dafür gleich ein größeres Kostenrisiko eingehen zu müssen. Erstaunlich finde ich das deswegen, weil die Anfragen an Honorarberater so selten sind, dass wir bisher auf ein allgemeines und tief sitzendes Desinteresse des durchschnittlichen Anlegers geschlossen haben. Scheinbar ist aber eher das (vermeintliche) Kostenrisiko der Grund für die Zurückhaltung.
Die restlichen Ergebnisse entsprechen hinsichtlich ihrer Reihenfolge in etwa unseren Erwartungen. Das klassische Buch scheint vielen Anlegern am Herzen zu liegen und auch eine Software-Lösung zur Verwaltung von Konten und Anlagen wäre vielen Anlegern offensichtlich bares Geld wert. Unter den sonstigen Angaben waren übrigens auch erfreuliche Nennungen wie "Ihre Informationen sind jetzt schon sehr wertvoll und eigentlich Geld wert." und "für Ihre Infos im Newsletter".
Auch das Thema Spenden kam hier hoch, was ich als Gründer aber nur als allerletzte Möglichkeit in Betracht ziehen möchte, denn mein Ziel war und ist es bis heute, ein Geschäftsmodell zu nutzen, bei dem mit Ehrlichkeit Werte generiert werden, die auch für sich einen finanziellen Wert haben, egal ob nun für Banken in Form von Provisionen oder für Anleger in Form eines Beitrages.
Was die Ergebnisse nun konkret für das Geschäftsmodell von Kritische-Anleger.de bedeuten, muss sich erst noch zeigen. Mein persönlicher Favorit ist im Moment eine Art mehrstufiges Mitgliedsmodell. Basis-Mitglieder erhalten den Großteil der Informationen weiterhin kostenlos, dürfen Fragen stellen und in einem Forum mitschreiben. Premium-Mitglieder könnten gegen einen fairen jährlichen Mitgliedsbeitrag Zugriff auf exklusive Sicherheitsanalysen, ein Premium-Forum mit ausführlichen Anlageempfehlungen (inkl. der Möglichkeit zum Austausch mit anderen Nutzern und Honorarberatern) sowie ein eBook mit praxisorientierten Tipps zur konservativen Geldanlage erhalten. Wer darüber hinaus noch mehr Hilfe braucht, geht in die Experten-Mitgliedschaft und bekommt gegen eine etwas höhere Mitgliedsgebühr den jährlichen Depot-Check inkl. einer Stunde telefonischer Beratung durch einen qualifizierten Honorarberater dazu.
Erstaunlich viele Teilnehmer der Umfrage haben sich bereit erklärt, auf Rückfragen von uns per E-Mail zu antworten. Wir werden einige dieser Nutzer wahrscheinlich in den kommenden Wochen mit einem konkreten Angebot nach dem oben genannten Muster konfrontieren und um Feedback bitten. Auf Basis dieses Feedbacks entscheiden wir dann, in welche Richtung es hinsichtlich möglicher Premium-Inhalte geht. Wenn Sie Ideen oder Feedback dazu haben, dann melden Sie sich gern auch unabhängig davon per E-Mail bei uns (info@kritische-anleger.de).
Mehrere Fragen bezogen sich auf unseren monatlichen Newsletter, den mittlerweile über 9.000 Abonnenten beziehen. Hier gab es überraschend viel qualitatives Feedback. Im Folgenden finden Sie einige Auszüge und Zitate:
Ein paar negative Kommentare waren ebenfalls dabei, die wir hier nicht verschweigen wollen:
Insgesamt überwog zu unserer Freude das positive Feedback. Offensichtlich schätzt man den kritischen, nüchternen Ton und das kurze, aber dennoch informative Format. Veränderungen wird es daher voraussichtlich keine geben. Auch hinsichtlich der Frequenz scheint die Mehrzahl der Leser zufrieden zu sein. 16,8 % würden sich einen häufigeren Newsletter wünschen, allerdings ist aus unserer Sicht die monatliche Frequenz insgesamt passender, auch um ein wenig die Hektik der Finanzmärkte zu dämpfen, die letztlich mehr für Stress als Weisheit sorgt.
Insgesamt haben sich 318 Personen an unserer Umfrage beteiligt. Das entspricht grob einer Rücklaufquote von 3,5 %, was einerseits wenig ist, andererseits aber für eine Umfrage im Finanzbereich gar nicht so schlecht erscheint. Wir bedanken uns bei allen Beteiligten für das Feedback und freuen uns auf die zukünftige Entwicklung, die wir auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse in den kommenden Monaten und Jahren vollziehen werden.
Haben Sie Fragen zu diesem Artikel? Was finden Sie besonders gut, was vielleicht eher schlecht? Was sollten wir besser machen? Schreiben Sie uns an dieser Stelle gern Ihre Meinung. Wir freuen uns stets über Ihr Feedback.