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Disclaimer von DEGIRO: Investieren beinhaltet Verlustrisiken.

„Achtung vor dem Steueraufwand!“

Negative Bewertung von DEGIRO

Ich bin Mai 2018 über eine Neukundenbonusaktion zu DeGiro gekommen. Überzeugt durch die niedrigen Gebühren UND den Neukundenbonus hatte ich mir dann ein kleines Portfolio aus Einzelaktien und ETFs erstellt. Es lief eigentlich alles gut.

Bis dann zwei Jahre später für das Kalenderjahr 2019 die Steuererklärung anstand. Während ich im Kalenderjahr 2018 fast nur Käufe getätigt hatte und die Steuererklärung daher vergleichweise leicht lief, kamen im Kalenderjahr 2019 einiges mehr zusammen: Dividenden aus Deutschland (teilweise "steuerfrei", also aus dem steuerlichen Einlagekonto gezahlt), Dividenden aus den USA (mit entsprechendem US-Steuerabzug), Dividenden aus ETFs etc. etc. etc. Und hier zeigte sich dann mein Hauptproblem mit DeGiro: Ich hatte völlig unterschätzt, was für ein Aufwand hinsichtlich der Versteuerung entstehen würde.

Denn: Als niederländischer Broker übersendet DeGiro seinen Kunden keine "hilfreiche" Unterlage zur Angabe in der Steuererklärung. DeGiro erzeugt zwar gegen März jedes Jahres eine "Jahresübersicht" fürs Vorjahr. Aber diese deckt - wenn überhaupt - nur einen winzigen Teil der Informationen ab, die die Anlage KAP der Einkommensteuererklärung erfordert. Der einzige Weg, seine Steuerlast sinnvoll zu berechnen, ist durch Ziehen eines Exports sämtlicher Transaktionen (zum Glück relativ einfachen) und durch komplett manuelle Berechnung der für die Steuererklärung benötigten Angaben.

In jedem Fall habe ich deutlich mehr Zeit und Energie in das Anfertigen der Steuererklärungen der Jahr 2019 und 2020 gesteckt als ich jemals an Gebühren im Vergleich zu anderen Brokern (auch im damaligen Marktvergleich zum Eröffnungszeitpunkt Mai 2018) gespart hätte.

Nur, wer so richtig viel Lust und Zeit hat, sich teilweise tiefgehender mit der Abgabenordnung und dem Körperschaftssteuerrecht zu befassen (oder wer das ganze Thema kostengünstig durch andere erledigen lassen kann), dürfte bei DeGiro möglicherweise einen in Frage kommenden Anbieter finden.

Zudem noch eine Warnung vor etwas versteckten Kosten:

Damals bei der Eröffnung des Depots entschied ich mich für den CUSTODY-Modus. Dieser beschränkte den Handel von besonders spekulationsintensiven Produkten - und da ich diese Produkte sowieso nicht handeln wollte, erschien der Modus passend für mich. Es stellte sich jedoch im Nachgang heraus, dass DeGiro in diesem Modus von sämtlichen "Kapitalmaßnahmen" (insb. Dividendenausschüttungen) eine nicht zu verachtende Gebühr (> 5%) behielt. (Hierzu jedoch der Hinweis: Im Preisverzeichnis mit Stand vom 1. November 2021 scheint diese Gebühr nicht mehr vorgesehen zu sein.)

Außerdem war zwar die Depotführung kostenlos, jedoch strich sich DeGiro am Anfang jedes Jahres eine sogenannte "Gebühr zur Einrichtung von Handelsmodalitäten" ein - und das für jeden Börsenplatz. Für Kunden mit weltweit ansässigen Aktien somit möglicherweise auch ein Kostentreiber, den man initial sehr leicht übersehen kann - so zumindest war es bei mir.

Und noch eine weitere Warnung: Ebenfalls aufgrund der niederländischen Ansässigkeit ist DeGiro nicht dazu verpflichtet, einen kostenlosen Wertpapierübertrag zu einem anderen Depotbetreiber anzubieten. Im Gegenteil lässt sich DeGiro das auch gut bezahlen. Wer also sein Depot bei DeGiro einrichtet, solle besser einplanen, dass er seine Wertpapiere nur gegen Gebühr nach Deutschland holen kann.

Ich habe meine Erfahrungen jedenfalls mit viel Zeit, Kraft und Schweiß bezahlt. Die meisten Wertpapiere auf DeGiro habe ich Ende letztes und die verbleibenden dann Ende dieses Jahres verkauft - und die dadurch anfallende Kapitalertragssteuer einfach in Kauf genommen. Die darauf folgende Kündigung meines DeGiro-Depots habe ich dann aber definitiv nicht bereut.

Zur Plattform selbst noch kurz: Die DeGiro-Plattform selbst ist echt gut und übersichtlich. Sie hat gute Kursdaten, gute Newsartikel und eine verständliche Menüführung. Für manche Wertpapiere zeigt sie sogar live die obersten Positionen des Orderbuchs an.

Aber: Die meiner Meinung nach zu verbessernde Transparenz bzw. Deutlichkeit der Preise sowie der - lang genug beschriebene - steuerliche Aufwand sorgen für eine klare Nichtempfehlung von meiner Seite.

Bereits vor Schließung meines DeGiro-Depots habe ich ein neues Depot bei Trade Republic eröffnet (siehe auch meine Bewertung dort) - und inzwischen auch ein weiteres Depot bei Scalable Capital. Im Vergleich zeigt DeGiro deutlich mehr Infos zu Wertpapieren (z.B. bessere Newsartikel, Live-Orderbuch) an als die beiden anderen Plattformen. Dafür ist das Preis-/Leistungsverhältnis bzw. das Aufwands-/Leistungsverhältnis von DeGiro deutlich schlechter als die von mir getesteten Plattformen. Und: Wer die Newsartikel etc. wirklich unbedingt haben möchte, kann diese sicherlich in gleicher Qualität über andere (kostenlose) Webseiten erhalten.

Zusammenfassend also: Lieber nicht wieder DeGiro, zumindest solange es ein Broker ist, der nicht der deutschen Gesetzgebung und Regulatorik unterworfen ist.

Zur Webseite von DEGIROwww.degiro.de
Erfahrungsbericht zu DEGIRO von Ha.
Diese negative Bewertung zu DEGIRO wurde uns am 15.11.2021 vom Nutzer Ha. übermittelt.
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