01.04.2017 - Stefan Erlich - 0 Kommentare
Die Consorsbank trifft mit ihrem Tagesgeldangebot und dem sagenhaften Zinssatz von 2,0 % sicherlich bei vielen Anlegern auf einen Nerv. Bei den aktuell üblichen Zinssätzen ist das aber auch kein Wunder, denn diese liegen mittlerweile meist unter 1 % und ein Ende der Talfahrt ist bis heute nicht in Sicht. Doch das Angebot ist nicht für jeden Anleger gemacht, denn nur wer ein Depot mit Wertpapieren von seiner jetzigen Bank zur Consorsbank überträgt, kann auch von den 2,0 % profitieren. Zudem gibt es einige zusätzliche Punkte, die man beachten sollte.
Neben dem Haken, dass es die 2,0 % nur bei Depotübertrag gibt, müssen Anleger auch beachten, dass das zu übertragende Depot mindestens einen aktuellen Wert von 6.000 € hat. Dieser Wert muss nicht nur bei der Übertragung selbst, sondern auch für die 12 Monate nach Kontoeröffnung bestehen. Zudem muss das alte Depot nach Übertrag geschlossen werden. Die Consorsbank splittet daher den Zinssatz in zwei Komponenten: 1,00 % bei Depotübertrag und 1 % oben drauf, wenn das Depot bei der alten Bank geschlossen wird. Eine Teilübertragung und eine weitere Nutzung des alten Depots ist daher nicht möglich, denn dann würde das Guthaben auf dem Tagesgeldkonto nur mit 1,00 % verzinst.
Ein weiterer “Haken” ist die Beschränkung der Sonderzinsen auf Einlagen in Höhe von maximal 20.000 €. Wer höhere Beträge einzahlt, bekommt über dieser Grenze nur den normalen Zins für Bestandskunden, den die Consorsbank derzeit mit 0,05 % angibt. Immerhin sind die 2,00 % aber für 12 Monate garantiert, was bei dem aktuell negativen Zinstrend sicherlich von Vorteil sein dürfte. Der Zugriff auf das Geld ist dabei über die gesamte Laufzeit völlig flexibel und in voller Höhe möglich, sodass im Zweifel auch eine Umschichtung zu anderen Anlageformen möglich ist.
Nach einem Blick auf die genauen Konditionen dürfte bei dem ein oder anderen etwas Ernüchterung aufgekommen sein. Das Angebot ist letztlich nur etwas für Anleger, die bereits bei einer anderen Bank ein Depot mit einem aktuellen Wert von mindestens 6.000 € führen und nicht planen, dieses in den kommenden 12 Monaten zu verkaufen. Zudem muss man gewillt sein, das Prozedere des Kontowechsels mit neuen Zugangsdaten etc. auf sich zu nehmen.
Eine berechtigte Frage dürfte daher sein, ob sich das Angebot am Ende des Tages wirklich lohnt. Es bietet sich zur Beantwortung der Frage an, den absoluten Zinsvorteil gegenüber einem regulären Tagesgeld- oder Festgeldkonto zu berechnen, denn letztlich sollte man den Weg zur Consorsbank nur dann gehen, wenn man für den Aufwand auch ausreichend entschädigt wird. Einzige Ausnahme hiervon dürfte der Fall sein, dass Sie Ihre jetzige Bank sowieso gerade verlassen möchten, z. B. aufgrund zu hoher Depot- und Handelsgebühren.
Nutzen Sie den Maximalbetrag der Aktion von 20.000 € vollständig aus, so können Sie über die 12 Monate bei der Consorsbank im Vergleich zu einem guten Tagesgeldkonto der Konkurrenz (z. B. das Tagesgeld der MoneYou mit aktuell 0,50 %) einen Mehrertrag vor Steuern von 300 € erwirtschaften. Der Vergleich hinkt dabei allerdings ein wenig, denn im Gegensatz zum Angebot der Consorsbank ist bei der MoneYou der Zinssatz nicht für 12 Monate garantiert. Der Mehrertrag kann also potentiell sogar noch höher sein, sollten die Zinsen bei der MoneYou im Vergleichszeitraum weiter sinken.
Eher angebracht erscheint daher ein Vergleich mit einem Festgeldkonto, bei dem der Zinssatz für die Laufzeit fest vereinbart ist. Eine akf bank mit deutscher Einlagensicherung zahlt derzeit für 1 Jahr z. B. 0,70 %. Natürlich gibt es auch Angebote mit höherer Verzinsung, allerdings weisen diese auch ein erhöhtes Risiko auf und es ergibt sich nicht selten ein Zusatzaufwand durch den Abzug ausländischer Quellensteuer. Bei einem Anlagebetrag von maximal 20.000 € können Sie mit dem Angebot der Consorsbank gegenüber der akf bank über 12 Monate einen Mehrertrag von 260 € erwirtschaften (vor Steuern). Für niedrigere Anlagebeträge finden Sie die Zahlen jeweils in der nebenstehenden Tabelle.
Lohnt sich das Ganze nun? Für Anleger, die sowieso gerade mit ihrem Depot zu einer anderen Bank wechseln wollen, definitiv. Da gibt es am Markt derzeit kaum ein besseres Angebot. Für Anleger, die dagegen mit ihrer jetzigen Bank zufrieden sind, sollte entscheidend sein, ob der Mehraufwand (Kontoeröffnung mit Papierkram, neuen Zugangsdaten etc.) in einem akzeptablen Verhältnis zum Mehrertrag steht. Die 300 € hören sich auf den ersten Blick nach viel an, allerdings sind es nach Abgeltungssteuer nur noch etwas über 260 € und ein gewisser Zeitaufwand zum Sichten der Kontounterlagen und Verstehen des Onlinebankings der Consorsbank ist definitiv notwendig.
Die Consorsbank ist eine solide Bank mit ausgereiftem Depot- und Handelssystem und überwiegend positiven Erfahrungsberichten bestehender Kunden. Die Handelsgebühren sind sicherlich nicht die absolut niedrigsten im Markt, aber im Vergleich zu so mancher Hausbank doch sehr erträglich. Der negative Zinstrend ist bisher ungebrochen und so macht eine Zinsgarantie von 12 Monaten absolut Sinn. Am Ende des Tages ist es daher schlichtweg eine Frage der persönlichen Präferenz. Sind 360 € für Sie viel Geld? Dann nehmen Sie das Angebot der Consorsbank ruhig wahr. Zur Kontoeröffnung geht es hier entlang. Für alle anderen gibt es sicherlich bessere Möglichkeiten, ein paar Stunden Freizeit zu verbringen, z. B. durch Lesen eines unterhaltsamen Blogs zum Thema Geldanlage.
Haben Sie Fragen zu diesem Artikel? Was finden Sie besonders gut, was vielleicht eher schlecht? Was sollten wir besser machen? Schreiben Sie uns an dieser Stelle gern Ihre Meinung. Wir freuen uns stets über Ihr Feedback.