11.02.2017 - Finanzjoker- 0 Kommentare
In unserer neuen kleinen Kolumne darf sich der (vorerst) anonyme Finanzjoker als Gastautor ausleben. Er wird sich diverser Themen aus der Finanz- und Anlegerwelt bedienen und Leser in Punkten ansprechen, wo es zuweilen auch wehtun kann. Aber diese Freiheit besitzt er nun einmal dank seiner Narrenkappe. Zum heutigen Start stellt er sich selbst sowie seine Motivation vor und erläutert, warum auch Sie den kleinen Finanzjoker in sich herausholen sollten. Es wird also Zeit, das Spiel zu beginnen. Entscheiden Sie sich: Steigen Sie mit ein oder nicht?
Sind Sie ein Till Eugenspiel in der Anlegerwelt? Wollen Sie die Freiheit und das Potenzial eines Narren nutzen? Auch dann, wenn diese Freiheit viel Potenzial bietet, Sie aber gleichzeitig in Ihrem finanziellen Umfeld etwas einsam macht? Finden Sie es zusammen mit mir, dem Finanzjoker, heraus. Am Narrentag eines jeden Monats (dem 11.) erscheint meine Kolumne. Darin schreibe ich dank meiner Narrenkappe frei nach Schnauze über ein beliebiges Thema mit Finanzbezug.
Damit Sie mich verstehen, werde ich mich der „Weltsprache Nummer 1“ bedienen. Ich spreche nicht von Englisch, Mandarin oder Spanisch, geschweige denn Deutsch. Natürlich meine ich Geld. Diese Sprache kennen Sie und alle anderen gut, weil Sie sich damit überall auf der Welt irgendwie verständlich machen können. Aber keine Sorge, dafür müssen Sie kein fließendes Börsenlatein beherrschen. Alles, was Sie brauchen, ist eine Art Esperanto der Finanzsprache: Einfache und universelle Grundregeln, die Sie für jede Situation anwenden können. Ohne viel Aufwand, dafür mit einem ausreichend guten Ergebnis. Die zwei einzigen Investitionen, die Sie als Anleger dafür durchführen müssen, sind Ihre Denkkapazität und etwas Zeit. Das sollte machbar sein, denn Sie wohnen ja im sogenannten Land der Dichter und Denker. Und „gedichtet“ wird hierzulande von manchem Anlageberater bereits genug. Zeit, dem zweiten Teil der Redewendung wieder mehr Gewicht zu geben.
Also dann: Vorhang auf und Bühne frei, ruft den finanziellen Wahnsinn herbei!
Aber, aber…Wie unhöflich von mir, lieber Leser und Suchender der bequemen (aber auch unbequemen?) Wahrheit. Ich habe Ihnen noch gar nicht erklärt, warum ich das mache. Welche Ziele verfolge ich mit der Kolumne? Wohin möchte ich mit Ihnen gehen und bekommen wir alle auf unserem Weg dahin Bonusmeilen? Nun, das leider nicht, aber dafür hoffentlich etwas viel Besseres. Nämlich eine wachsende Schar ideologisch gefestigter Anhänger des Finanzjokers, die zu leben wagen nach dem Postulat: "Sire, geben Sie finanzielle Gedankenfreiheit."
Verwechseln Sie mir an dieser Stelle bitte Ideologie nicht mit Dogma. Im Gegenteil, bleiben Sie kritisch und aufmerksam. Gehen Sie eigenen Überlegungen nach. Klopfen Sie Aussagen anderer (auch meine!) ab, ob mit der Stimmgabel oder per Abrissbirne. Aber etwas weltanschauliche Standfestigkeit und eine Spur eigenen Irrsinn werden Sie für Ihr neues Anleger-Dasein brauchen, wenn Sie pekuniären Erfolg haben wollen. Denn simpel ist das nicht angesichts des Ausmaßes an Finanzpornografie, die uns aus allen Rohren entgegengeschleudert wird. Jeden Tag werden Sie die Gesänge der Medien-Sirenen anfechten müssen, die im besten Fall nur „zweifelhafte“ Entscheidungen bei Ihnen hervorrufen wollen. Sie werden schwitzen, während andere darüber die Nase rümpfen, weil diese es vermeintlich besser wissen. Das muss Ihnen dann egal sein, denn in solchen Momenten wissen Sie: „Na und? Geld hingegen stinkt nicht und darauf kommt es am Ende an.“
"Ok, du Knallkopf, klingt ja alles schön und gut, aber was genau heißt das jetzt für mich?" Der Finanzjoker sagt: „Um diesen Status zu erreichen, musst Du selbst ein Finanzjoker werden!“ Aber warum ein Finanz-Joker? Was macht ihn so besonders, dass jeder davon profitieren könnte? Ganz einfach: Seine Eigenschaft, nichts und alles gleichzeitig zu sein.
Er ist weder Herz noch Pik, auch kein Kreuz oder Karo. Er ist kein Bube, keine Neun oder ein As. Sprich: Er passt in keine der bekannten Schubladen eines Anlegertypen. Weder besitzt er das besonders ausgeprägte Sicherheitsbedürfnis des Herz-Sparers noch ein extremes Gordon-Gekko-Risikoprofil von Pik-Anlegern. Mit der Festgeldfixierung von Zehnen kann er genauso wenig anfangen wie mit dem ETF-Fetisch der Könige. Er ist nirgends so richtig zu Hause, obwohl er doch auch zur (Karten-)Gemeinschaft gehört.
Genau diese Schwäche ist im gleichen Zuge aber seine ultimative Stärke, denn wer jetzt nichts ist, kann zukünftig alles sein. Er kann je nach Situation und eigenem Bedarf jede x-beliebige Rolle einnehmen. Heute könnte er z. B. zur Karo Sieben werden und einen vorteilhaften Bausparvertrag für das klug geplante Eigenheim abschließen. Morgen wird der Finanzjoker vielleicht schon zur Kreuz Dame und beginnt einen Sparplan für einen ETF auf den MSCI World. Nächste Woche schließt er womöglich als Herz As über einen Anlagemarktplatz eine Festgeldanlage in Finnland ab. Das heißt: Der Finanzjoker ist ein Wanderer zwischen den Welten, der verschiedene Blickwinkel einnehmen kann. Dadurch sieht und nutzt er Dinge, wofür die anderen blind sind. Er überschaut als einziger das gesamte Spiel,obgleich auch er selbst, genau wie die anderen, eine Karte ist.
Ein reales (wenn auch kriminelles) Beispiel dafür ist der Film „Catch Me If You Can“, der auf dem Leben des als Trickbetrüger bekannt gewordenen Frank Abagnale basiert. Er verstand es, die Lücken im großen System und die Denkweise der Menschen intuitiv zu erkennen und sich geeignete Fake-Rollen anzueignen, um daraus Vorteile für sich zu verschaffen. Das hat leider, wenn auch mit gewisser Anerkennung für den Herrn Abagnale, erstaunlich lange funktioniert. Ohne an dieser Stelle dazu aufzurufen, Ihre Mitmenschen übers Ohr zu hauen: Lernen Sie davon, indem Sie erkennen, wie das Finanzsystem und deren Akteure ticken. Nutzen Sie dieses Wissen. Mancher Bankberater verschweigt gern mal ETFs als Anlageoption zugunsten aktiv verwalteter Fonds aus dem eigenen Haus, weil er unter Verkaufsdruck seines Brötchengebers steht? Dann fragen Sie proaktiv nach ETF-Angeboten und werden Sie unbequem. Seien Sie ruhig etwas irre, um den „Profi“ am anderen Tischende ebenfalls irre zu machen. Wenn er aus Gewohnheit zu pokern beginnt, setzen Sie als Joker einfach seine Spielregeln außer Kraft.
Werden Sie also zum Finanzjoker. Lassen Sie sich von anderen nicht in pauschale Kategorien einsortieren und beschränken Sie auch sich selbst nicht auf eine einzige Anlageklasse. Holen Sie den eigenen Querulanten in Ihnen heraus. Schon der Joker von Batman wusste: „Mit dem Wahnsinn ist es wie mit der Schwerkraft. Manchmal ist alles, was es braucht, ein kleiner Stoß“. Das gilt beim Finanzjoker auch für die finanzielle Selbstbestimmung. Lassen Sie mich also Ihr gezielter Anstupser sein.
Das war es für heute. Denken Sie darüber nach, welche Worte ein Finanzjoker nutzt und wie er (auch über Sie) denkt. Dann entscheiden Sie für sich, wer Sie sein wollen. Während Sie sich bis dahin neu (ein)sortieren, legen wir die Karten offen und wenden uns in den nächsten Monaten konkreten Themen zu. Dann zeigt sich: Bluffen Sie noch oder klingelt schon Ihre eigene Narrenkappe?
Bis zur nächsten Spielrunde
Ihr Finanzjoker
Haben Sie Fragen zu diesem Artikel? Was finden Sie besonders gut, was vielleicht eher schlecht? Was sollten wir besser machen? Schreiben Sie uns an dieser Stelle gern Ihre Meinung. Wir freuen uns stets über Ihr Feedback.